Hallo liebe Leser,

nachdem ich gestern noch sterben wollte und heute Morgen noch am Leben war, möchte ich Ihnen heute mal eine ganz andere Seite von mir vorstellen. Ich bin geistesgestört sagt Nella immer wieder zu mir und sie hat Recht.

Ich vereine Introvertiertheit mit Extrovertiertheit – ich bin Heilige und Hure in einem. Und ich könnte Ihnen nun ganz viele Dinge aufzählen, die eigentlich gar nicht zu meiner Flippigkeit passen. Haben Sie schon mal einen Menschen betrogen, sind Sie schon mal fremd gegangen? Ich nicht – niemals und ich werde es auch niemals tun. Ich spiele nun auch nicht den Moralapostel, denn so etwas passiert – nur mir niemals. Ich kann es manchmal verstehen, ich konnte sogar einem Mann verzeihen, der mich betrog. Aber ich könnte es mir niemals verzeihen.

In allen meinen Beziehungen war ich immer treu, niemals habe ich den Wunsch verspürt einem anderen Mann nahe zu sein, niemals habe ich einem anderen Mann hinterher geschaut, niemals habe ich mit dem Gedanken gespielt wie es sich anfühlt zwei Männer parallel zu lieben. ICH WILL ES AUCH NICHT. In meinen Augen ist eine Beziehung, der gemeinsame Wunsch miteinander alt zu werden, nur aus diesem Grund gehe ich eine Beziehung ein. Beziehungen gehen kaputt, auch das weiß ich – bin ja nicht von gestern. Aber wenn ich mir vorstelle ich lerne einen sexy Typen kennen, der einfach nur scharf ist – aber nicht das Potenzial hat ein Leben lang in meinem Leben zu bleiben, wäre jede Investition von Gefühlen reine Zeitverschwendung, also lass ich es.

Unanständig, ja das bin ich – auch ordinär und manchmal frivol, aber das kann ich nur sein, bei einem Menschen, bei dem ich mich fallen lassen kann, dem ich mein Vertrauen entgegen bringe, dem ich eine Verliebtheit entgegen bringe. In meinem Leben hatte ich einen – eigentlich keinen – One Night Stand, denn mein One Night Stand und ich waren viele Jahre zusammen. Ich kann auch nur mit einem Mann schlafen, dem ich starke Gefühle entgegen bringen kann. Klingt komisch, nachdem ich so gerne „Fick mich“ sage, oder? All meine Männer sind geblieben im Leben, auch heute noch, als Freunde. Ich mag keine wechselnden Partner und ich sehne mich nach Harmonie, Frieden und Beständigkeit.

Alle reden davon wie schön es ist verliebt zu sein! Meine ehrliche Meinung?! Es ist mir viel zu anstrengend, dieses auf und ab der Gefühle. Ich mag die Zeit danach viel mehr, man weiß was man an dem anderen hat und dieses ganze Verstellen am Anfang um zu zeigen wie toll man ist, ist doch ehrlich anstrengend, finden Sie nicht?

Ich mag, wenn man weiß welche Schwächen der andere hat, wenn man weiß was der andere mag. Am Anfang steht man Stunden vor dem Spiegel als Frau, nur um schön zu sein, weil der neue Freund für zehn Minuten vorbei kommt. Irgendwann begrüßt man ihn im Jogginganzug, oder man liegt schlafend auf der Couch wenn er sich für einen Moment ankündigt. Die zweite Variante finde ich viel entspannte, ich möchte spießige Zweisamkeit, wo man einander liebt, einander sicher ist und faul, gemeinsam im schmuddeligen Jogginganzug auf der Couch liegt. Das hat mehr wert als „Kribbeln im Bauch“, auch das kann man nach Jahren noch haben, auch muss eine Beziehung nach Jahren nicht langweilig werden.

Zwischen mir und meinem „jungen“ Freund lag gestern irgendwie eine Sprachlosigkeit in der Luft, die mich nachdenklich werden ließ. Erinnern Sie sich, kaum vier Wochen zusammen und er ist schon so unanständig wie ich. Ich finde es niedlich, ich gebe es zu, aber ich verliebte mich doch in ihn, weil er nicht so war – weil er genauso richtig war, wie er war. Ich steh drauf, wenn er sagt: „Ich fick dich“, aber er hat irgendwie Recht, wir haben übertrieben am Samstag, wenn es auch in dem Moment scharf war, doch unsere Schärfe sollte nur uns beiden vorbestimmt sein, doch wir teilten sie mit zu vielen Menschen und es ist uns gleichgültig in diesem Moment gewesen.

Außerdem gestehe ich Ihnen, ich mag es gar nicht immer nur wild. Alle verfluchen diese „Null-Acht-Fünfzehn-Missionars-Stellung“ und ich finde sie wundervoll, ich mag es meinen Partner ganz nah bei mir zu haben, ich möchte seinen Körper ganz nah an meinem spüren, ich möchte ihn spüren, denn Sex ist die Verbindung zweier Menschen, die sich lieben? Halten sie mich nun für eine „verkappte“ Romantikerin? Vielleicht bin ich das – dann und wann! Ich bin es gerne!

„… zweier Menschen, die sich lieben!“ Ich bin Realist, ich bin kein verliebter Teeny mehr. Die drei so wichtigen Worte wie „Ich liebe Dich“ sage ich erst, wenn ich mir absolut sicher bin und das dauert bei mir sehr lange. Sie wissen ja, ich und meine Beispiele. Nun als Beispiel: das letzte Mal habe ich anderthalb Jahre gebraucht bis ich diese Worte schrieb und weitere sechs Monate bis ich sie aussprach. Aus irgendeinem Grund, den ich überhaupt nicht verstehe, habe ich es am Samstagabend zu meinem neuen „jungen“ Freund gesagt und das nach weniger als vier Wochen des Zusammenseins und es fühlt sich richtig an.

Wenn ich in seine Augen schaue, berührt er mein Herz und das erste Mal habe ich Angst, ich könnte einen Mann verlieren. Das erste Mal, bisher lebte ich nach meinem eigenem Motto: Wenn ein Mann, geht – Pech für ihn, er sollte wissen was er an mir hat, dann war er eben nicht der richtige. Ihn möchte ich nicht verlieren, denn er ist was ganz Besonderes – er ist mein neuer „junger“ Freund, der fast gleich alt ist und in den ich mich so schnell verliebte.

„Ich liebe dich“ sage ich dir. Diese Worte nur für dich! Diese Gefühle, die du weckst in mir, nur für dich!